Gartenzerg und Spitzenleister
Das Image der Schweiz ist gut - wenn nicht gar ausgezeichnet. Dies
ist nicht allein das Ergebnis unseres Engagements und unserer Arbeit.
Historisch gesehen haben wir keine Feinde. Wenn unser Image
angekratzt wird, dann geschieht das über eines unserer tragenden
Symbole - die Banken.
Die Schweiz nimmt in den weltweiten Vergleichen die besten Plätze
ein, und die Statistiken fallen oft zu ihrem Vorteil aus. Unsere
weltweite Präsenz hat jedoch nichts mit unserer physischen Größe zu
tun. Unser Image ist gut, aber nicht hochgeputscht. Es ist das
Ergebnis eines langen historischen Prozesses, dessen wir uns nicht
immer bewusst sind. Dieses Kapital wird nicht voll ausgenutzt. Bis
vor kurzem gehörte es zudem zum guten Ton, nicht zu schweizerisch zu
sein. Aber auch in der Schweiz ändern sich die Grundvorstellungen,
und das Bundeskreuz ist nun auch bei uns in Mode.
|
|
Mit der Schweiz assoziiert man
Sympathisches, und hinter den Makeln versteckt sich nicht selten ein
wenig Neid von Seiten unserer Nachbarn. Schokolade, Uhren, Schweizer
Messer, Kühe und Almen, saubere Luft, Berge, Ruhe, Sicherheit,
Tourismus und Banken machen unseren Handelswert aus. Wir haben aber
auch noch andere Trümpfe, die Teil unseres Reichtums sind. Unser Land
existiert dank eines auf allen Ebenen, d.h. technisch und menschlich,
eng gewobenen Netzes. Unsere Kommunikationsnetze sind gut, wenn nicht
gar ausgezeichnet. Die Verbindungen zwischen den Regionen sind aktiv
und dynamisch. Alle Einwohner dieses Landes sind Mitglieder in vier
bis fünf Verbänden, Clubs und Vereinen. Auf jeder Ebene haben die
Strukturen sämtlich Kooperationsvereinbarungen für Schulen,
Dienstleistungen, die Feuerwehr, die Wasserwirtschaft und die
Abfallentsorgung abgeschlossen. Niemand ist besser vernetzt als wir,
und jedes Netz hat seine Spitzenkraft. Es gibt Tausende von
Spitzenkräften in der Schweiz.
Die Macht der Assoziationen, die wir erwecken, und die Realität
der beruflichen, freundschaftlichen und familiären Verbindungen
verleihen uns gleichzeitig Offenheit und innere Kraft. Von außen
gesehen ist die Schweiz angesichts ihrer sich überkreuzenden,
ineinander greifenden, entgegengesetzten und überlappenden Strukturen
ein komplettes Chaos. Von innen heraus betrachtet ist sie allerdings
ein Raum auf einer höheren Ebene, in dem Beziehungen taktvoll,
einvernehmlich und respektvoll sind. Auf unserer im Wandel
befindlichen Welt müssen jetzt alle unsere Spitzenkräfte an die
Zukunft denken, deren Partner wir sind. Wenn wir nicht von den Großen
zerdrückt werden wollen, müssen wir uns auf anderen Gebieten
behaupten - wie etwa der Bildung und Ausbildung und der Forschung und
Innovation.
Innovation und Vision für die Spitzenposition
Die kleinen und mittleren Unternehmen sind in unserem Land sehr
innovativ. Innovationsschranken gibt es nur wenige. Zu nennen wäre
hier allerdings die Feindseligkeit der Banken und der öffentlichen
Hand, die ihre Aufgabe bei der Finanzierung von Forschungsprojekten
nicht wahrnehmen. Dies ist ein Widerspruch auf einem Markt mit
starker Finanzkraft, auf dem die unternehmerische Innovation
floriert. Die Wirtschaftspolitik könnte dieses Handicap korrigieren.
Unsere Unternehmen stünden dann besser da und wären weltweit
wettbewerbsfähiger. Ein weiteres sehr schweizerisches Handicap sind
die strengen Gesetze oder vielmehr deren strenge Auslegung und
Anwendung. Wir könnten beispielsweise in der Raumordnung Flexibilität
an den Tag legen und alle behördlichen Voraussetzungen vereinfachen,
wenn wir einige Kräfte unserer dienstbeflissenen Beamten neu
ausrichteten. Unsere gewählten Vertreter müssten darüber nachdenken,
einige Gesetze und Bestimmungen abzuschaffen, um dadurch den Umfang
der Verwaltungsaufgaben einzugrenzen, die dem Wohlstand abträglich
sind. Auch wenn der Staat nicht die Rolle der Banken übernehmen
sollte, könnte eine innovative Steuerpolitik die den KMU von Seiten
der privaten Investoren zugesagten Investitionen von der Steuer
befreien. Das Beispiel Alinghi hat gezeigt, dass ein Geschäftsmann
mit Herz und Leidenschaft mehrere kleine, leistungsstarke Unternehmen
gründen und die Grundlagenforschung fördern kann. Es gibt mehr als
300 Ernesto Bertarellis in der Schweiz. Machen wir ihnen den Weg frei
zu neuen Finanzierungsmodellen, um die Unvollkommeheiten des
Kapitalmarktes zu korrigieren.
Narcisse Niclass
|